Veganer Profi Koch & staatlich geprüfter Lebensmitteltechniker

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Showkoch, Messekoch und Autor

Donnerstag, 22. September 2011

„Wiegen“ ist wunderbar „ Wegaaaan“ kann ein bisschen anstrengend sein (Ein Interview mit Dr. Tofu)

 Ein gutes Interview mit Dr. Tofu aka Bernd Drosihn von Tofutown (tofutown = the universe headquarters of tofu)

 

Donnerstag, 22. September 2011


Ein Interview mit einer veganen Bloggerin. Sie traute sich dann aber doch nicht es unverändert zu veröffentlichen weil es zu „kontrovers“ sei. Ich hatte mir aber schon eine gute Stunde Arbeit gemacht und wolle es auch nicht schönen oder verändern, deswegen jetzt hier:



Frage:
Du hast Dich als Dr. Tofu auf dem Youtube Kanal „Viana TV“ über die beiden wie Du sie nennst veganen „Sandkastendiktatoren“ Achim Stösser und Christian Vagedes lustig gemacht und sie deutlich kritisiert. Wie waren die Reaktionen?

Dr. T: Ja, ich hab mich doch aber auch in dem Kochpottcast # 7 in die beiden „Sandbox Dictator´s“ zurückverliebt (und ganz lieb angeboten irgendwann mal als Sekretärin bei ihnen zu arbeiten). Die beiden Quirligen sind leider so gar nicht kritikfähig. Die Reaktionen waren sehr unterschiedlich. Die Achim Stösser Leute sind ganz herrliche Autisten. Die haben überhaupt nicht reagiert, sondern wussten ja eh alles vorher und haben nur eine uralte Internetdiskussion von 2003 wieder rausgeholt in der ich mich positiv über Teilzeitvegetarier geäußert habe. Würde ich heute übrigens noch genauso sehen. Damit war ich für sie seit damals sowieso schon immer komplett erledigt. Das sind sympathischer weise auch eigentlich gar keine so großen Rampensäue, sondern sie leben ganz still in Ihrer Ecke, wissen schlicht universell „Bescheid“ und sind für sich selbst einfach die „einzig wahren Veganer“. Sie würden mich überhaupt nicht stören, wenn sie nicht ganz penetrant seit Jahren zwei Sachen machen, die nach meiner Meinung für die Verbreitung von vegetarischen Lebensstilen fürchterlich kontraproduktiv wirken. Sie schrecken neue Veggies mit dem immer gleichen herabwürdigenden pauschalen Spruch „der Mörder ist immer der Vegetarier“ ab und sie schreiben unentwegt diese schrecklichen sinnlosen, wie ich es nenne „Chemiebaukasten-Produktanfragen“, die der gesamten deutschen Lebensmittelbranche, vor allem aber dem Handel immer wieder aufs Neue klarmachen, dass das Adjektiv vegan übersetzt schlicht „bekloppt“ und „Die wirst Du im Leben nie wieder los – renn ganz schnell weg“ heißt. Unter anderem deswegen entwickeln die deutschen Einzelhandelsketten keine „veganen“ Sortimente.

Frage: Und Christian Vagedes und seine Vegane Gesellschaft Deutschland?
Dr.T: Die „besten Veganer von Allen“. Da frage ich mich ernsthaft, wie groß die Wunde sein muss, wenn ich einmal kritisch draufpuste und sie so dermaßen in die Luft gehen? Ich war sofort bei Facebook gesperrt und habe zahlreiche kleingeschriebene Statements bekommen, die teilweise zumindest in Ansätzen, ich sag mal sanft als dauerpositiver Glücksjunge „komisch“ formuliert waren. Die hauen oft drauf wie die Fleischfresser.

Frage: Was glaubst Du denn ist das VGD Problem?
Dr. T: Ich bin kein Mitglied oder Sympathisant und will nicht allgemein urteilen. Mir kommt es aber vor wie ein merkwürdiges indirektes Geschäftsmodell über Bande. Sich die Begriffe „Vegan“ und „Veganer“ für den deutschen Sprachraum ziemlich undemokratisch unter den Nagel zu reißen gefällt mir überhaupt nicht. Der VGD Diktatorenbus fährt meiner Meinung nach schlicht einen Gang zu hoch und zu schrill. Ich persönlich verstehe auch diesen starken unkontrollierten Öffentlichkeitsdrang und die Zwangsmaßnahmen für Anhänger wie die verordnete Kleinschreibung und ein komplett anderes Vegan Logo nicht. Mit nacktem Finger auf andere (in diesem Falle holländische Firmen) zu zeigen gefällt mir übrigens auch gar nicht. Außer den paar kleinen Tofumachern, die teilweise selbst herstellen sind die meisten anderen Marken und Firmen in Konglomeraten oder Konzernen vernetzt, die nun mal vor allem tierische Produkte herstellen. Wenn ein kleinerer Zweig etwa Sojamilch herstellt, heißt das noch lange nicht, dass der Gesamt Konzern etwa vegan, veganatarisch, vegetarisch, veganisch, öko oder was auch immer ist. Das fand ich dumm und selbstsüchtig. Aber wer es schön findet, soll es gerne so tun und sich dabei überlegen fühlen.

Frage: Deswegen nennst Du beide „Sandkastendiktatoren“?
Dr. T: Ja, es trifft es meiner Meinung nach schon ziemlich genau. Sie rangeln beide um die alleinige Deutungshoheit des Wörtchens vegan. Sie sind beide absolut unbesiegbar und nicht diskussionsfähig. Und ich persönlich finde, sie haben das Adjektiv vegan in der deutschen Sprache vielleicht noch nicht ganz verbrannt aber doch schon ziemlich angekokelt. Beide Gruppen wirken nach meiner Meinung zu jedem Normalo hin fürchterlich kontraproduktiv und bizarr. Und ist dieser hochmütige Größenwahn (die „einzig wahren Veganer“ versus die „besten Veganer von Allen“) nicht für jeden anderen ziemlich abstoßend? Gibt es überhaupt die eine einzige universelle Wahrheit für alle Menschen?

Frage: Es kann doch geschäftlich gar nicht in Deinem Interesse liegen, sich so deutlich zu äußern und der Onlineshop Radix hat ja auch deswegen alle Viana Produkte ausgelistet.Dr. T: Ja, das sagen die Veganen Gesellschafter auch. Komisch wo sie doch sonst behaupten, sie selbst seien aus „ethischen“ Gründen vegan, was für mich immer so klingt wie „Wir sind anderen Menschen moralisch überlegen und es geht uns so gar nicht um Kohle“. Nett, dass sie sich trotzdem so ausufernd um mein Taschengeld kümmern.

Nein, das Auslisten finde ich sehr gut und habe es auch schwer gelobt. Die Radix Steffi hat geäußert, sie würde aus Protest alles von uns rausnehmen also nicht nur Viana. Hat sie vermutlich auch getan, soweit sie die Produkte von außen erkennen kann. Finde ich sehr gut. Habe ich auf Facebook auch öffentlich gelobt. Soll sie gerne tun, gerade wenn sie so fundamental anderer Meinung ist. Ich mag Fooddemokratie. Ich finde das eine viel bessere Reaktion als diese etwas merkwürdig verkrampften indirekten Sachen. Auch die Beurteilung ich wäre doch „gewinnorientierter Unternehmer“ und könne es mir nicht leisten mich mit fantastischen 100 Basisgruppen zu verscherzen verstehe ich nicht. Wenn ich „gewinnorientierter Unternehmer“ wäre, hätte ich dann angefangen Tofu in Deutschland herzustellen und mich dafür z.B. staatsanwaltlich verfolgen zu lassen? Ich habe auch kein großes Profilierungsproblem (nur ein kleines wie andere Menschen auch). Ich will arm und krank werden und nicht reich und berühmt und lasse mir ungern den Mund verbieten. Bessere Menschen finde ich schlicht zum Weglaufen.

Bist Du selbst vegan?
Dr. T: Ich nenne mich inzwischen „Veggie“, Freund aller Teilzeitvegetarier. Jonathan S. Foer sagt von sich selbst „Ich habe mich irgendwann entschlossen so wenig Fleisch wie möglich zu essen und bei mir persönlich bedeutet das gar keines“. Bei mir könntet Ihr das Wort Fleisch vielleicht durch Tierprodukte ersetzen. Er schließt einfach keine Menschen aus. Ich wäre gern so schau und könnte mich so gut ausdrücken wie Mr. Foer. Im englischen Sprachraum wehre ich mich nicht dagegen vegan (sprich „wiegen“) zu sein. Die sind einfach so herrlich unverkrampft. In D hingegen finde ich „wegaaaan“ sehr anstrengend und nenne mich viel lieber „Veggie“. Ganz persönlich finde ich Bio übrigens mindestens genauso wichtig wie pflanzlich. Soll aber jeder so halten wie er mag. Ich erfinde da keinen neuen Stempel. Ausgelistet lebt es sich so herrlich frei. 

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